ICH & MEHR

Vor Jahren hatte ich eine Freundin. Diese verlor irgendwann ihre Arbeit, kam mit der neuen nicht zurecht, verlor diese auch. Rutschte ab in die Grundsicherung (gesundheitliche Gründe). Klagte immer über Geldnot. Über ihr kleines Nest, in dem sie lebte. Über die Sinnlosigkeit ihres Lebens. Über alles eben. Sie fand nichts Schönes mehr. Und immer die Geldnot.

Ich war damals besser situiert und hatte den Gedanken, dass ich ihr nicht helfen könnte. Nach dem Motto "Einmal ist keinmal." Und so gab ich ihr kein Geld. Nie.

Inzwischen ist meine Freundin an ihren gesundheitlichen Beschwerden gestorben.

Heute bin ich selbst nicht mehr gut dabei mit dem Geld, manchmal war es schon richtig arg knapp. Und Mensch... Es waren Leute da, die mir aus der Patsche geholfen haben. Mal der und mal die. Für jeden einzelnen zugesteckten Euro bin ich dankbar. Und nie habe ich daran gedacht, dass mir jemand öfter als einmal was geben könnte.

Leider kann ich es nicht mehr ändern. Aber wenn meine Freundin noch leben würde, ich die Zeit zurückdrehen könnte - ich würde mich GANZ anders verhalten und ihr ab und zu ein kleines bisschen Lebensfreude schenken. Damit wäre ich nicht arm und sie nicht reich, aber uns beiden wäre geholfen.