Bauchfelldialyse
Wie versprochen, nun ein paar Erklärungen dazu. Anfänglich auch ein paar Worte zu der Dialyseart, die ich nicht mache... einfach als Vergleich. Wem das zu lange dauert, der kann gleich runter scrollen zum fettgedruckten Wort "Bauchfelldialyse".
Also, wie daraus schon hervorgeht: Es gibt 2 grundsätzliche Arten von Dialyse.
Den meisten ist nur die klassische bekannt, die Hämodialyse. Hierfür muss man 3x die Woche in ein Dialysezentrum, kriegt 2 Nadeln in den Arm und dann wartet man ca. 4 Stunden, bis komplett alles Blut aus dem Körper raus und wieder rein gelaufen ist (natürlich nicht auf einmal, sondern immer nur ganz wenig). Wenn sich das Blut außerhalb des Körpers befindet, wird es gegen eine künstliche Membran gedrückt, wodurch die Giftstoffteilchen und alles, was nicht ins Blut gehört, durch die Membran gepresst werden. Praktischerweise sind diese Teilchen kleiner als die, die ins Blut gehören.
Weil das Blut an sich zu langsam fließt (auf der Vene, die angestochen wird, ist zu wenig Druck), muss per OP eine Arterie im Unterarm mit einer Vene verbunden werden (hier gibt's ein Bild und Text dazu). Dadurch wird die Arterie zur Vene, hat aber genausoviel Druck wie vorher. Da bilden sich bei einigen Patienten nach längerer Zeit ganz schöne Gnubbelchen...
Leider erzeugt diese Version der Dialyse ein ständiges Auf und Ab an Giftstoffen im Körper, da diese eben nur 3x in der Woche entfernt werden, dafür aber ziemlich gewaltmäßig. Übelkeit und Schwächeanfälle sind mögliche Folgen. Viele Nieren stellen ihre Funktion dabei komplett ein (also wird auch kein Harn mehr gebildet), die Patienten dürfen dann am Tag nur noch 500ml Flüssigkeit incl. Kaffee und Yoghurts zu sich nehmen (man stelle sich das im Hochsommer vor). Ach ja, und weil die künstliche Membran einige Stoffe nicht filtern kann, müssen viele Patienten eine bestimmte Diät einhalten, die manche ebenfalls als sehr belastend empfinden (wie auch das Durstgefühl).
Für mich hört sich das alles ungeheuer anstrengend für den Körper an. Zumal die Langeweile während der Behandlungen auch nicht zu unterschätzen ist.
Vor allem wegen der Angst vor ständigen Kopfschmerzen (durch das Auf und Ab im Körper) habe ich mich für die Bauchfelldialyse entschieden. Das Bauchfell heißt im Fachjargon Periton, deshalb heißt die Dialyse eigentlich Peritonealdialyse. Bis ich das ausgesprochen habe, verknotet sich meine Zunge!
Die Bauchfelldialyse nutzt das Bauchfell als natürliche Membran (was mir schonmal viel besser gefällt als die künstliche). Alle inneren Organe des Menschen liegen in einer großen, leeren Höhle. Diese ist durch das Bauchfell ausgekleidet. Wenn man nun in diese Höhle eine Dialyseflüssigkeit lässt (eine, die Giftstoffe anzieht), dann gibt das Blut aus dem Bauchfell sein Gift in diese Flüssigkeit ab. Weil die Flüssigkeit regelmäßig gewechselt wird, ist nach einiger Zeit alles Gift entfernt - und das bleibt so, weil die Flüssigkeit durchgehend jeden Tag 4x gewechselt wird. Auch am Wochenende. Es kommt zu keinen Anreicherungen mehr im Körper (Bild und Text dazu).
Dafür muss ein Schlauch in den Bauchraum gelegt werden, ein Katheder. Über diesen kann man dann die Flüssigkeit (2l) in die Bauchhöhle laufen lassen (und auch wieder raus). Jeder Wechsel dauert ca. 30 bis 45 Minuten, aber da man das ja zu Hause macht, kann man fernsehen, auf dem Balkon sitzen, sich unterhalten, bloggen... und wenn man fertig ist, räumt man alles weg und ist wirklich fertig (ohne lästige Autofahrt). Man lebt also sein ganz normales Leben weiter.
Freilich gibt es auch hier negative Seiten, aber: Es sind im Vergleich zur sehr einschneidenden Hämodialyse verschwindend geringe wie z.B. keine körperlich schweren Tätigkeiten, Arbeit nur an Stellen, wo man in staubfreier und möglichst sehr sauberer Umgebung den Beutel wechseln kann. Die Nieren produzieren in den meisten Fällen weiterhin den Harn, essen und trinken darf man auch alles.
Nur vor Infektionen muss man sich absolut schützen. Es dürfen, dürfen, dürfen keine Keime in den Schlauch gelangen! Ansonsten kann man mit einer schmerzhaften Bauchfellentzündung rechnen. Aber auch ansonsten ist das plötzlich in Anspruch genommene Bauchfell viel empfindlicher. Manche Menschen haben ständig Entzündungen und müssen deshalb auf die Hämodialyse umstellen.
Nach ein paar Jahren ist das Bauchfell dann "vernarbt", d.h. es merkt quasi, dass es Bestandteile aus dem Blut verliert (was ja im Normalzustand nicht erwünscht ist) und macht die Zellenwände dichter. Dann kommt es zu keinem Austausch mehr und diese Form der Dialyse ist nicht mehr möglich. Meist ist das nach 4 bis 5, manchmal nach 6 Jahren der Fall.
Für mich bedeutet die Bauchfelldialyse, dass ich bitte vor dem Ausfall des Bauchfells meine neue, funktionierende Niere haben möchte!!! (dringender Wunsch ans Universum!)
Das Badezimmer wird mein Dialyseraum, in dem ich den Anschluss lege. Dafür muss ich das Bad komplett sauber halten (sind eh nur 4m²). Die Tiere werden Zutrittsverbot haben, was für unseren Kater in erster Linie nicht so schön wird, da er immer gerne aus dem Waschbecken trinkt. Wir haben sicherheitshalber ein Türgitter bestellt, damit sich keins der Tiere reinschleichen kann, wenn die Tür z.B. zum Lüften mal offen steht.
Unser Aquarium wird weichen müssen, damit wir Platz für die Lagerung der Dialyseflüssigkeit haben. Diese wird mit allem anderen Zubehör nach Hause (oder an den Urlaubsort) geliefert. Bei 56 Litern pro Woche braucht man da schon etwas Platz.
Ansonsten kämpfe ich noch mit mir, ob ich die Wechsel der Flüssigkeit wirklich alle 6 Stunden machen soll (mir also nachts den Wecker stelle) oder ob ich die Flüssigkeit nachts 8 oder 10 Stunden liegen lasse und die Wechsel dann auf die übrigen 14 oder 16 Stunden aufteile (die Intervalle sind dann relativ kurz und vielleicht sehr nervend). Ich denke, das wird die Zeit bringen.
Im Krankenhaus nächste Woche wird mir der Katheder gelegt. Nach dem ersten Tag kann man vielleicht schon etwas Flüssigkeit in den Bauch lassen, je nach Grad der Wundheilung (das Loch ist ja erstmal eine Wunde). Wenn alles gut geht, kann ich dann bald anfangen, die nötigen Handgriffe selber zu lernen. Nach einer Woche kann ich, sofern ich schnell lerne und es zu keinen Komplikationen kommt, wieder entlassen werden und zu Hause weiter machen.
Dann stelle ich mich nochmal bei meinem Arzt vor und danach gehe ich nur noch alle 6 Wochen zur Kontrolle. Wenn alles gut geht, bleibt es dabei... Freilich habe ich für den Notfall ein paar Telefonnummern hier. Es gibt für Dialysepatienten IMMER einen Ansprechpartner und falls besetzt sein sollte, habe ich sogar die Handynummern der Ärzte in meiner Praxis bekommen.
Wer Fragen hat - ich bin grad up to date - her damit!
So. Und nun hätte ich gerne ein kräftiges Daumendrücken, dass ich zu den Optimalfällen gehöre...
Also, wie daraus schon hervorgeht: Es gibt 2 grundsätzliche Arten von Dialyse.
Den meisten ist nur die klassische bekannt, die Hämodialyse. Hierfür muss man 3x die Woche in ein Dialysezentrum, kriegt 2 Nadeln in den Arm und dann wartet man ca. 4 Stunden, bis komplett alles Blut aus dem Körper raus und wieder rein gelaufen ist (natürlich nicht auf einmal, sondern immer nur ganz wenig). Wenn sich das Blut außerhalb des Körpers befindet, wird es gegen eine künstliche Membran gedrückt, wodurch die Giftstoffteilchen und alles, was nicht ins Blut gehört, durch die Membran gepresst werden. Praktischerweise sind diese Teilchen kleiner als die, die ins Blut gehören.
Weil das Blut an sich zu langsam fließt (auf der Vene, die angestochen wird, ist zu wenig Druck), muss per OP eine Arterie im Unterarm mit einer Vene verbunden werden (hier gibt's ein Bild und Text dazu). Dadurch wird die Arterie zur Vene, hat aber genausoviel Druck wie vorher. Da bilden sich bei einigen Patienten nach längerer Zeit ganz schöne Gnubbelchen...
Leider erzeugt diese Version der Dialyse ein ständiges Auf und Ab an Giftstoffen im Körper, da diese eben nur 3x in der Woche entfernt werden, dafür aber ziemlich gewaltmäßig. Übelkeit und Schwächeanfälle sind mögliche Folgen. Viele Nieren stellen ihre Funktion dabei komplett ein (also wird auch kein Harn mehr gebildet), die Patienten dürfen dann am Tag nur noch 500ml Flüssigkeit incl. Kaffee und Yoghurts zu sich nehmen (man stelle sich das im Hochsommer vor). Ach ja, und weil die künstliche Membran einige Stoffe nicht filtern kann, müssen viele Patienten eine bestimmte Diät einhalten, die manche ebenfalls als sehr belastend empfinden (wie auch das Durstgefühl).
Für mich hört sich das alles ungeheuer anstrengend für den Körper an. Zumal die Langeweile während der Behandlungen auch nicht zu unterschätzen ist.
Vor allem wegen der Angst vor ständigen Kopfschmerzen (durch das Auf und Ab im Körper) habe ich mich für die Bauchfelldialyse entschieden. Das Bauchfell heißt im Fachjargon Periton, deshalb heißt die Dialyse eigentlich Peritonealdialyse. Bis ich das ausgesprochen habe, verknotet sich meine Zunge!
Die Bauchfelldialyse nutzt das Bauchfell als natürliche Membran (was mir schonmal viel besser gefällt als die künstliche). Alle inneren Organe des Menschen liegen in einer großen, leeren Höhle. Diese ist durch das Bauchfell ausgekleidet. Wenn man nun in diese Höhle eine Dialyseflüssigkeit lässt (eine, die Giftstoffe anzieht), dann gibt das Blut aus dem Bauchfell sein Gift in diese Flüssigkeit ab. Weil die Flüssigkeit regelmäßig gewechselt wird, ist nach einiger Zeit alles Gift entfernt - und das bleibt so, weil die Flüssigkeit durchgehend jeden Tag 4x gewechselt wird. Auch am Wochenende. Es kommt zu keinen Anreicherungen mehr im Körper (Bild und Text dazu).
Dafür muss ein Schlauch in den Bauchraum gelegt werden, ein Katheder. Über diesen kann man dann die Flüssigkeit (2l) in die Bauchhöhle laufen lassen (und auch wieder raus). Jeder Wechsel dauert ca. 30 bis 45 Minuten, aber da man das ja zu Hause macht, kann man fernsehen, auf dem Balkon sitzen, sich unterhalten, bloggen... und wenn man fertig ist, räumt man alles weg und ist wirklich fertig (ohne lästige Autofahrt). Man lebt also sein ganz normales Leben weiter.
Freilich gibt es auch hier negative Seiten, aber: Es sind im Vergleich zur sehr einschneidenden Hämodialyse verschwindend geringe wie z.B. keine körperlich schweren Tätigkeiten, Arbeit nur an Stellen, wo man in staubfreier und möglichst sehr sauberer Umgebung den Beutel wechseln kann. Die Nieren produzieren in den meisten Fällen weiterhin den Harn, essen und trinken darf man auch alles.
Nur vor Infektionen muss man sich absolut schützen. Es dürfen, dürfen, dürfen keine Keime in den Schlauch gelangen! Ansonsten kann man mit einer schmerzhaften Bauchfellentzündung rechnen. Aber auch ansonsten ist das plötzlich in Anspruch genommene Bauchfell viel empfindlicher. Manche Menschen haben ständig Entzündungen und müssen deshalb auf die Hämodialyse umstellen.
Nach ein paar Jahren ist das Bauchfell dann "vernarbt", d.h. es merkt quasi, dass es Bestandteile aus dem Blut verliert (was ja im Normalzustand nicht erwünscht ist) und macht die Zellenwände dichter. Dann kommt es zu keinem Austausch mehr und diese Form der Dialyse ist nicht mehr möglich. Meist ist das nach 4 bis 5, manchmal nach 6 Jahren der Fall.
Für mich bedeutet die Bauchfelldialyse, dass ich bitte vor dem Ausfall des Bauchfells meine neue, funktionierende Niere haben möchte!!! (dringender Wunsch ans Universum!)
Das Badezimmer wird mein Dialyseraum, in dem ich den Anschluss lege. Dafür muss ich das Bad komplett sauber halten (sind eh nur 4m²). Die Tiere werden Zutrittsverbot haben, was für unseren Kater in erster Linie nicht so schön wird, da er immer gerne aus dem Waschbecken trinkt. Wir haben sicherheitshalber ein Türgitter bestellt, damit sich keins der Tiere reinschleichen kann, wenn die Tür z.B. zum Lüften mal offen steht.
Unser Aquarium wird weichen müssen, damit wir Platz für die Lagerung der Dialyseflüssigkeit haben. Diese wird mit allem anderen Zubehör nach Hause (oder an den Urlaubsort) geliefert. Bei 56 Litern pro Woche braucht man da schon etwas Platz.
Ansonsten kämpfe ich noch mit mir, ob ich die Wechsel der Flüssigkeit wirklich alle 6 Stunden machen soll (mir also nachts den Wecker stelle) oder ob ich die Flüssigkeit nachts 8 oder 10 Stunden liegen lasse und die Wechsel dann auf die übrigen 14 oder 16 Stunden aufteile (die Intervalle sind dann relativ kurz und vielleicht sehr nervend). Ich denke, das wird die Zeit bringen.
Im Krankenhaus nächste Woche wird mir der Katheder gelegt. Nach dem ersten Tag kann man vielleicht schon etwas Flüssigkeit in den Bauch lassen, je nach Grad der Wundheilung (das Loch ist ja erstmal eine Wunde). Wenn alles gut geht, kann ich dann bald anfangen, die nötigen Handgriffe selber zu lernen. Nach einer Woche kann ich, sofern ich schnell lerne und es zu keinen Komplikationen kommt, wieder entlassen werden und zu Hause weiter machen.
Dann stelle ich mich nochmal bei meinem Arzt vor und danach gehe ich nur noch alle 6 Wochen zur Kontrolle. Wenn alles gut geht, bleibt es dabei... Freilich habe ich für den Notfall ein paar Telefonnummern hier. Es gibt für Dialysepatienten IMMER einen Ansprechpartner und falls besetzt sein sollte, habe ich sogar die Handynummern der Ärzte in meiner Praxis bekommen.
Wer Fragen hat - ich bin grad up to date - her damit!
So. Und nun hätte ich gerne ein kräftiges Daumendrücken, dass ich zu den Optimalfällen gehöre...
Rubrik: GesundheitlICHes - Hoffende - 29. Juli 09 - 18:50 Uhr