Große Neuerung
Sooo, ich war ja länger nicht mehr hier... Aber das hatte seinen Grund. Am 22.10.2016 erhielt ich abends einen Anruf. DEN Anruf. "Uniklinik XY. Dr. Z. Ich habe eine Niere für Sie."
Nun ja, seitdem ist alles anders...
Aber ich fange mal am Anfang an... Also der Anruf kam abends (klar!), so ca. 21.30 Uhr. Ich kam gerade zur Tür herein, als das Telefon klingelte. Mir ging es auch nicht so prickelnd. Und so reagierte ich erstmal etwas verhalten. Reserviert, bedenklich, gar nicht begeistert. Bis mir einfiel, dass es mir vielleicht deswegen nicht so gut ging, weil ich endlich eine Niere brauchte. Die Dialyseleistung ließ immer weiter nach... Und so sagte ich schließlich zu.
Alle Fragen, die ich mir irgendwann mal zurecht gelegt hatte, fielen mir in dem Moment nicht ein. Zum Glück.
Nachdem ich mir geistesgegenwärtig noch schnell die Haare gewaschen hatte (wann kommt man dazu nach einer OP wieder?), die Tasche gepackt war und ein letztes Mal der Inhalt des Bauches gewechselt wurde, fuhren wir (LG und ich) los. Freilich erfüllten wir wieder sämtliche Klischees, denn wir wurden geblitzt. Ca. halb zwölf kamen wir in der Klinik an, ich bekam mein Bett und erfuhr, dass alles sehr schnell gehen wird, sobald ein OP-Saal frei ist. Das geschah kurz vor 3 Uhr nachts. Genau um drei gingen bei mir die Lichter aus. Ziemlich genau 13.20 Uhr gelang mir ein erster Blick auf die Uhr nach dem Erwachen aus der Narkose.
5 Tage verbrachte ich auf einer sogenannten Wachstation, das ist eine Stufe unter der Dringlichkeit der Intensivstation. Eine Schwester ist für 6 Patienten in 2 Zimmern da. Die Patienten sind alle an Monitore angeschlossen, die Kontrollen sind ständig vorhanden und sehr engmaschig. Jeden Tag kam z.B. jemand, um die neue Niere per Ultraschall zu untersuchen.
Dann wurde ich auf die Normalstation in der Chirurgie verlegt - eine Katastrophe! Erstens sollte ich auf die Nierenstation kommen. Enttäuschung. Zweitens empfand ich die Zustände als Hölle. In dem Altbau gab es 3-Bett-Zimmer, links und rechts von mir liefen Fernseher, es war tierisch eng und jeder im Zimmer eierte mit seinem Infusionsständer um die Ständer, Schuhe und Betten der anderen herum, um auf die Toilette zu kommen, die sich draußen im Flur befand. Das Waschbecken war nur mit einem Vorhang vom Zimmer abzutrennen... Echt nicht mehr zeitgemäß! Nach einem halben Tag, einer Nacht (die mein Gedächtnis ausradiert hat) und einem weiteren halben Tag stand der Professor der Nierenstation an meinem Bett und fragte, ob ich "rüber" kommen wollte, fiel mir nur ein Wort ein: "JA!"
Die nächsten knapp 2,5 Wochen verbrachte ich dann dort, in einem 2-Bett-Zimmer mit integriertem Badezimmer und Fernsehern, die nur mit Kopfhörern laufen. Endlich Ruhe!
Die neue Niere hat von Anfang an gut funktioniert. Sie hat wohl schon auf dem OP-Tisch die ersten Urintropfen produziert und der OP-Arzt meinte, es wäre insgesamt eine "feuchte Angelegenheit" gewesen. Den Inhalt aus meinem Bauchraum hatte ich zwar abgelassen, aber ein Rest blieb trotzdem, der sich dann bei der OP wohinauchimmer ergossen hat.
Komplikationen gab es trotzdem, nur anderer Art.
Die neuen Medikamente konnte ich lange nicht richtig schlucken. Eins schmeckte wie Gift und verdarb mir den ganzen Tag den Appetit, ein anderes war zu groß und noch ein anderes war etwas eckig und rutschte einfach nicht. Letztlich wurde das Thema gelöst, indem ich Leerkapseln bekam. Wusste gar nicht, dass es die gibt! Eigentlich sind die dafür gedacht, wenn man sich irgendwas Gesundes an Kräutlein selber mischt, dass man die schlucken kann. Ich hab' nun die obereklichsten Tabletten da reingetan. Was für eine Wohltat! Ich hab' mir die bestellt, denn das Cortison und ein Antibiotikum kann ich noch immer nicht anders ertragen (und will ich auch nicht).
Mein Darm, der nun anders lag als vorher (musste Platz für die Niere machen, die im Bauchraum untergebracht ist), war höllisch beleidigt. Er machte keine A-a mehr, produzierte Blähungen und benahm sich auch sonst ungewöhnlich. Es stellte sich heraus, dass dieses "Ungewöhnlich" nicht vom Darm selber kam, sondern ich hatte einen Gallenstau. Muss vorher schon solche Probleme gehabt haben, heute kann ich einige seltsame Vorkommnisse im Vorfeld dazu einordnen. Jedenfalls kamen nun Ultraschall, CT und Magenspiegelung bis zum 12-Finger-Darm zum Einsatz. Dort wurde tatsächlich was entdeckt und stabilisiert. Meine Gallenflüssigkeit konnte zunächst einfach nicht ablaufen, aber dann. Seitdem geht es mir auch viel besser. Wie gesagt, das Problem war schon vor der Transplantation da, aber ist dadurch erst richtig schlimm geworden. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt, aber ich bleibe wachsam.
Mein HB-Wert war total abgesunken, was wohl an der OP einerseits lag, aber auch daran, dass die neue Niere ihre Funktionen diesbezüglich noch nicht ganz aufgenommen hatte. Nieren sind für die Bildung roter Blutkörperchen zuständig. Ich hatte vorher immer Spritzen dafür bekommen, im Krankenhaus nicht mehr. Ich wusste die ganze Zeit nicht, dass der Wert so niedrig ist, und bin immer umgekippt, wenn ich laufen wollte. Nach meiner Entlassung habe ich 3 Spritzen gebraucht und das Thema war erledigt.
Noch ein Wort zu den Medikamenten: Hämmer sind das! Also vom Cortison habe ich die Zitteritis bekommen. Einen Löffel Suppe in den Mund? Okay, aber nie ohne zu kleckern! Einen Löffel Kakao in die Milch? Okay, aber die Hälfte landete in hohem Bogen auf dem Tisch! Unterschreiben an der Kasse? Okay, aber es hatte keine Ähnlichkeit mit der Schrift auf meiner Geldkarte! Zum Glück ist das Zeug schon etwas reduziert worden und damit das Zittern nicht mehr so stark.
Anfangs sind meine Zähne schwarz geworden (ich nehme an, von irgendwelchen Antibiotika). Ich habe Pickel bekommen wie ein Teenie. Mein Gesicht ist aufgequollen (Vollmondgesicht). Meine Haare wachsen wie verrückt, aber nicht die auf dem Kopf, sondern die im Gesicht und an den Armen. Mein anfangs träger Darm produzierte plötzlich Durchfall ohne Ende... Seine Farbspiele waren auch sehr interessant. Vor dem oben erwähnten Eingriff liebte er grün. Danach dann orange. Mein Arzt hat gesagt, orange sagt, dass die Galle abfließt. Also denn - ich liebe orange auch!
Inzwischen ist ziemlich viel davon wieder gut. Die Zähne sehen normal aus, der Darm beruhigt sich langsam, meine Schrift ähnelt wieder sich selbst... Und vor allem nähern sich die Blutwerte normaleren Werten an. Nach 12 Wochen ist ja noch alles ziemlich frisch, man rechnet mit einem Jahr, bis alles normal läuft.
Was ich mir vorher nicht bewusst gemacht hatte und worauf mich auch niemand so richtig hingewiesen hat: So eine Transplantation ist schon ein Riesending! Ein schwerwiegender Eingriff in den Körper, der umso schwieriger zu bewältigen ist, weil man ja diese starken Medikamente nehmen muss, die einen schwächen. Immer hörte ich nur "nach einer Transplantation wird es Ihnen besser gehen", was ja generell auch stimmt, aber man muss schon auch über die ersten 2, 3 Wochen reden. Und die haben es in sich!
Inzwischen versuche ich, zwischen den Kontrollterminen beim Nephrologen oder in der Klinik, ein möglichst normales Leben zu leben. Die Kondition ist noch nicht da, wo sie hin soll. Nicht an jedem Tag bin ich fit. Solche Tage ignoriere ich und nutze sie zum Couching. Ansonsten habe ich in diesen paar Wochen schon mehr geschafft und bewegt, als das vorher noch möglich gewesen wäre. Es fällt mir leichter, mich aufzuraffen und was zu machen. Ich hoffe sehr, dass es in Zukunft noch mehr Energie wird, die mir zufließt, und dass ich irgendwann wieder ganz normal leben kann, so wie vorher, als das mit der Migräne noch nicht war und mit den Nieren sowieso nicht. Ob das wohl mal wird? Ist ein groooßer Wunsch von mir!
Nun ja, seitdem ist alles anders...
Aber ich fange mal am Anfang an... Also der Anruf kam abends (klar!), so ca. 21.30 Uhr. Ich kam gerade zur Tür herein, als das Telefon klingelte. Mir ging es auch nicht so prickelnd. Und so reagierte ich erstmal etwas verhalten. Reserviert, bedenklich, gar nicht begeistert. Bis mir einfiel, dass es mir vielleicht deswegen nicht so gut ging, weil ich endlich eine Niere brauchte. Die Dialyseleistung ließ immer weiter nach... Und so sagte ich schließlich zu.
Alle Fragen, die ich mir irgendwann mal zurecht gelegt hatte, fielen mir in dem Moment nicht ein. Zum Glück.
Nachdem ich mir geistesgegenwärtig noch schnell die Haare gewaschen hatte (wann kommt man dazu nach einer OP wieder?), die Tasche gepackt war und ein letztes Mal der Inhalt des Bauches gewechselt wurde, fuhren wir (LG und ich) los. Freilich erfüllten wir wieder sämtliche Klischees, denn wir wurden geblitzt. Ca. halb zwölf kamen wir in der Klinik an, ich bekam mein Bett und erfuhr, dass alles sehr schnell gehen wird, sobald ein OP-Saal frei ist. Das geschah kurz vor 3 Uhr nachts. Genau um drei gingen bei mir die Lichter aus. Ziemlich genau 13.20 Uhr gelang mir ein erster Blick auf die Uhr nach dem Erwachen aus der Narkose.
5 Tage verbrachte ich auf einer sogenannten Wachstation, das ist eine Stufe unter der Dringlichkeit der Intensivstation. Eine Schwester ist für 6 Patienten in 2 Zimmern da. Die Patienten sind alle an Monitore angeschlossen, die Kontrollen sind ständig vorhanden und sehr engmaschig. Jeden Tag kam z.B. jemand, um die neue Niere per Ultraschall zu untersuchen.
Dann wurde ich auf die Normalstation in der Chirurgie verlegt - eine Katastrophe! Erstens sollte ich auf die Nierenstation kommen. Enttäuschung. Zweitens empfand ich die Zustände als Hölle. In dem Altbau gab es 3-Bett-Zimmer, links und rechts von mir liefen Fernseher, es war tierisch eng und jeder im Zimmer eierte mit seinem Infusionsständer um die Ständer, Schuhe und Betten der anderen herum, um auf die Toilette zu kommen, die sich draußen im Flur befand. Das Waschbecken war nur mit einem Vorhang vom Zimmer abzutrennen... Echt nicht mehr zeitgemäß! Nach einem halben Tag, einer Nacht (die mein Gedächtnis ausradiert hat) und einem weiteren halben Tag stand der Professor der Nierenstation an meinem Bett und fragte, ob ich "rüber" kommen wollte, fiel mir nur ein Wort ein: "JA!"
Die nächsten knapp 2,5 Wochen verbrachte ich dann dort, in einem 2-Bett-Zimmer mit integriertem Badezimmer und Fernsehern, die nur mit Kopfhörern laufen. Endlich Ruhe!
Die neue Niere hat von Anfang an gut funktioniert. Sie hat wohl schon auf dem OP-Tisch die ersten Urintropfen produziert und der OP-Arzt meinte, es wäre insgesamt eine "feuchte Angelegenheit" gewesen. Den Inhalt aus meinem Bauchraum hatte ich zwar abgelassen, aber ein Rest blieb trotzdem, der sich dann bei der OP wohinauchimmer ergossen hat.
Komplikationen gab es trotzdem, nur anderer Art.
Die neuen Medikamente konnte ich lange nicht richtig schlucken. Eins schmeckte wie Gift und verdarb mir den ganzen Tag den Appetit, ein anderes war zu groß und noch ein anderes war etwas eckig und rutschte einfach nicht. Letztlich wurde das Thema gelöst, indem ich Leerkapseln bekam. Wusste gar nicht, dass es die gibt! Eigentlich sind die dafür gedacht, wenn man sich irgendwas Gesundes an Kräutlein selber mischt, dass man die schlucken kann. Ich hab' nun die obereklichsten Tabletten da reingetan. Was für eine Wohltat! Ich hab' mir die bestellt, denn das Cortison und ein Antibiotikum kann ich noch immer nicht anders ertragen (und will ich auch nicht).
Mein Darm, der nun anders lag als vorher (musste Platz für die Niere machen, die im Bauchraum untergebracht ist), war höllisch beleidigt. Er machte keine A-a mehr, produzierte Blähungen und benahm sich auch sonst ungewöhnlich. Es stellte sich heraus, dass dieses "Ungewöhnlich" nicht vom Darm selber kam, sondern ich hatte einen Gallenstau. Muss vorher schon solche Probleme gehabt haben, heute kann ich einige seltsame Vorkommnisse im Vorfeld dazu einordnen. Jedenfalls kamen nun Ultraschall, CT und Magenspiegelung bis zum 12-Finger-Darm zum Einsatz. Dort wurde tatsächlich was entdeckt und stabilisiert. Meine Gallenflüssigkeit konnte zunächst einfach nicht ablaufen, aber dann. Seitdem geht es mir auch viel besser. Wie gesagt, das Problem war schon vor der Transplantation da, aber ist dadurch erst richtig schlimm geworden. Inzwischen ist Ruhe eingekehrt, aber ich bleibe wachsam.
Mein HB-Wert war total abgesunken, was wohl an der OP einerseits lag, aber auch daran, dass die neue Niere ihre Funktionen diesbezüglich noch nicht ganz aufgenommen hatte. Nieren sind für die Bildung roter Blutkörperchen zuständig. Ich hatte vorher immer Spritzen dafür bekommen, im Krankenhaus nicht mehr. Ich wusste die ganze Zeit nicht, dass der Wert so niedrig ist, und bin immer umgekippt, wenn ich laufen wollte. Nach meiner Entlassung habe ich 3 Spritzen gebraucht und das Thema war erledigt.
Noch ein Wort zu den Medikamenten: Hämmer sind das! Also vom Cortison habe ich die Zitteritis bekommen. Einen Löffel Suppe in den Mund? Okay, aber nie ohne zu kleckern! Einen Löffel Kakao in die Milch? Okay, aber die Hälfte landete in hohem Bogen auf dem Tisch! Unterschreiben an der Kasse? Okay, aber es hatte keine Ähnlichkeit mit der Schrift auf meiner Geldkarte! Zum Glück ist das Zeug schon etwas reduziert worden und damit das Zittern nicht mehr so stark.
Anfangs sind meine Zähne schwarz geworden (ich nehme an, von irgendwelchen Antibiotika). Ich habe Pickel bekommen wie ein Teenie. Mein Gesicht ist aufgequollen (Vollmondgesicht). Meine Haare wachsen wie verrückt, aber nicht die auf dem Kopf, sondern die im Gesicht und an den Armen. Mein anfangs träger Darm produzierte plötzlich Durchfall ohne Ende... Seine Farbspiele waren auch sehr interessant. Vor dem oben erwähnten Eingriff liebte er grün. Danach dann orange. Mein Arzt hat gesagt, orange sagt, dass die Galle abfließt. Also denn - ich liebe orange auch!
Inzwischen ist ziemlich viel davon wieder gut. Die Zähne sehen normal aus, der Darm beruhigt sich langsam, meine Schrift ähnelt wieder sich selbst... Und vor allem nähern sich die Blutwerte normaleren Werten an. Nach 12 Wochen ist ja noch alles ziemlich frisch, man rechnet mit einem Jahr, bis alles normal läuft.
Was ich mir vorher nicht bewusst gemacht hatte und worauf mich auch niemand so richtig hingewiesen hat: So eine Transplantation ist schon ein Riesending! Ein schwerwiegender Eingriff in den Körper, der umso schwieriger zu bewältigen ist, weil man ja diese starken Medikamente nehmen muss, die einen schwächen. Immer hörte ich nur "nach einer Transplantation wird es Ihnen besser gehen", was ja generell auch stimmt, aber man muss schon auch über die ersten 2, 3 Wochen reden. Und die haben es in sich!
Inzwischen versuche ich, zwischen den Kontrollterminen beim Nephrologen oder in der Klinik, ein möglichst normales Leben zu leben. Die Kondition ist noch nicht da, wo sie hin soll. Nicht an jedem Tag bin ich fit. Solche Tage ignoriere ich und nutze sie zum Couching. Ansonsten habe ich in diesen paar Wochen schon mehr geschafft und bewegt, als das vorher noch möglich gewesen wäre. Es fällt mir leichter, mich aufzuraffen und was zu machen. Ich hoffe sehr, dass es in Zukunft noch mehr Energie wird, die mir zufließt, und dass ich irgendwann wieder ganz normal leben kann, so wie vorher, als das mit der Migräne noch nicht war und mit den Nieren sowieso nicht. Ob das wohl mal wird? Ist ein groooßer Wunsch von mir!
Rubrik: GesundheitlICHes - Hoffende - 19. Januar 17 - 23:45 Uhr